Deckname "Dachs II" - Ebensee

Dies ist die Übersetzung eines amerikanischen Militärberichts, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstand (Autor: Felix F.). Er behandelt die Schmieröl-Produktion "Dachs II", die in den Stollenanlagen "Zement A" untergebracht wurde.

Die Stollenanlage Zement A heute. Hier befand sich die Raffinerie Dachs II
©Schmitzberger, 2009
Die Stollenanlage "Zement A" heute. Hier befand sich die Raffinerie "Dachs II"

DEUTSCHE ERDÖLAKTIENGESELLSCHAFT ERDÖLWERKE "NOVA"

DACHS II ANLAGE, EBENSEE, AUSTRIA

Standort:

Die DACHS II Anlage der Deutsche Erdölaktiengesellschaft Erdölwerke "Nova", befand sich unterirdisch in der Nähe von EBENSEE, Österreich, und wurde am 28. und 29. Mai 45 von Messrs. L.L. Newman und H.M. Weir untersucht.

Verhörte Personen:

Plan Zement A mit Dachs II
Plan Zement A mit Dachs II

Beschreibung der Anlage:

Diese Anlage nahm dreieinhalb von acht Stolleneinbauten, welche in eine Bergseite in der Nähe von Ebensee gegraben wurden, in Anspruch. Ein Großteil der Stollen sind 10 Meter hoch und 10 Meter breit und reichen circa 300 Meter in den Berg. Diese Stollen werden durch Querstollen verbunden, die etwa die gleichen Abmessungen aufweisen. Sie wurden von mehreren Lüftern belüftet, welche einen zehnmaligen Luftwechsel in der Stunde vollbrachten. Die Lüfter befanden sich an der tiefsten Stelle der horizontalen Bohrungen, wobei man die Luft durch einen Stollen hereinzieht und beim nächsten wieder hinausbläst.

Die Anlage wurde vom Reich gebaut. Den Großteil der Grabungsarbeiten übernahmen KZ-Häftlinge, welche aus politischen Gefangenen der besetzten Länder bestanden. Die technischen Arbeiten wurden von deutschen und österreichischen Arbeitern vollbracht. Die Öl-Raffination wurde an die Deutsche Erdöl AG übertragen, welche auch eine ähnliche Anlage in der Nähe von Wien betrieb.

Die Ausstattung besteht aus großen Einheiten, enthaltend acht 16-röhrige Säulen (?) mit jeweils einer Kapazität von 100 Tonnen pro Tag.

Obwohl geplant war, dass die Anlage 800 Tonnen niedrigoktanigen Benzin und Diesel-Kraftstoff pro Tag erzeugen sollte, kam sie wegen Schwierigkeiten im Bahntransport mit dem Rohöl von Gmunden nicht über 600 Tonnen hinaus.

Daten vom Rohöl:

Das Rohöl wurde in den Ölfeldern von Zistersdorf in der Nähe von Neusiedl aus der Erde gefördert und mit Flußzillen zum Bahnhof befördert, wo es dann in Kesselwagen umgepumpt wurde. Das Öl aus Zistersdorf war so eine Art Paraffin-Öl-Basis mit einer Dichte von 0,865 - 0,900. Die Ölquellen befanden sich in einer Tiefe von etwa 800 - 1200 Metern. Ein Viertel des Öls kam durch natürlichen Druck an die Erdoberfläche, der Rest musste gepumpt werden.

Erträge:

Die Erträge waren folgende:

10 Prozent der Reste wurde für Heizzwecke in der Raffinerie benützt, 45 Prozent wurden an die Elektrizitätswerke verkauft. Das Benzin war schwer (8 - 10 Prozent aus 100°C) und wurde mit Benzol und leichterem Benzin vermischt.

Geplante Kapazitäten der Anlagen:

Ungefähr 100.000 Tonnen Monatsausstoß war die Vorstellung aller Anlagen gemeinsam. Diese besondere Anlage sollte ein Fünftel der Erzeugung durch acht Säulen (?) übernehmen. Die übrige Herstellung mit je zwei Säulen (?) wurde an folgende sechs andere Anlagen aufgeteilt.

Produktion von Schmierölen:

Die Herstellung von Schmieröl war in den Anlagenerweiterungen geplant, welche bereits gegraben worden, aber noch ungenutzt waren. Einige der Lagerungseinrichtungen waren schon installiert, aber kein Equipment.

Anzahl der Angestellten:

In der Anlage sollten 150 Arbeiter angestellt werden. Es waren aber nur 100 Arbeiter verfügbar, um die von der Militärregierung befohlenen 400 Tonnen Benzin pro Tag herzustellen und um sich um die Transportangelegenheiten zu kümmern.

Erkenntnis:

Außer der Tatsache, dass sich die Anlage unterirdisch befand, war sonst nichts Bemerkenswertes zu entdecken. Die Kosten für den unterirdischen Einbau und der damit verbundene enorme Arbeitsaufwand, stand in keinem Verhältnis mit den geringen Treibstoffmengen, die nachher daraus gewonnen wurden. In Friedenszeiten würde man dies als absurd bezeichnen.

Plan Dachs II
Plan Dachs II

Die Wasserversorgung (nicht Teil des Militärberichts):

Zur Versorgung der Anlage "Dachs" mit Wasser, das vor allem zur Kühlung benötigt wurde, errichtete man im Ebenseer Ortsteil Rindbach einen Pumpenstollen mit 382 Metern Länge. Von diesem Stollen führte ein Wassergraben zum Traunsee, über den eine Pumpe das Wasser herbeiförderte. Diese Kühlwasserpumpanlage erfüllte eine Kapazität von 4000 Kubikmeter und pumpte das Wasser über eine eineinhalb Kilometer lange Leitung zur Anlage "Dachs". Der Rohrdurchmesser dieser Leitung betrug 60 Centimeter.

Mitte Jänner 1945 war die Pumpanlage noch nicht montiert worden – durch einen Fliegerangriff auf Nürnberg, wo die Antriebsmotoren gefertigt wurden, wurden diese zerstört und mussten neu bestellt werden.

Am 1. März, als die Montage der Pumpenanlage nahe der Fertigstellung schien, waren 66 Häftlinge des nahen KZ Ebensee hier beschäftigt – 51 Arbeiter im Kommando "Pumpenstation Rindbach" der Baufirma "Universale" und 15 Arbeiter im Kommando "Wasserkommando Rindbach" für die Firma "Holzmann & Polensky".

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