Erzberg - Eisenerz

Lage und Geologie:

Der ehemals 1.532 Meter hohe Erzberg, heute durch den Abbau auf 1.466 Meter geschrumpft, liegt in den "Eisenerzer Alpen" in der Obersteiermark und ist die größte Spateisenstein (= Siderit (FeCO3))-Lagerstätte Europas. Der Eisengehalt schwankt durch die Verwachsung von Siderit mit Ankerit zwischen 22 % und 40 %. Die Lagerstätte liegt in der erzreichen "Grauwackenzone", welche sich als schmales Band über einige Hundert Kilometer zwischen den nördlichen Kalkalpen und den Zentralalpen von Tirol bis Niederösterreich erstreckt.

Der Erzberg in den 1970er Jahren
Der Erzberg in den 1970er Jahren
Der Erzberg in den 1970er Jahren
Der Erzberg in den 1970er Jahren

Kurze geschichtliche Entwicklung bis zur Zwischenkriegszeit:

Spuren der Bergbautätigkeit am Erzberg bei Eisenerz führen bis in die Römerzeit ( 3. Jahrhundert - "Norisches Eisen") zurück. Ursprünglich schürften die Bergleute an den Stellen, wo die Erzadern bis an die Bergoberfläche durchbrachen. Als im 16. Jahrhundert diese Stellen erschöpft waren, ging man zum Grubenbau über. Mit Einführung der Pulversprengung forcierte man ab etwa 1800 den Tagbau.

Nach der Übernahme des Erzberges durch die "Österreichisch-Alpine Montangesellschaft (ÖAMG) 1881 wurde anstelle mehrerer unzusammenhängender Tagbaue eine regelmäßige stufenförmige Abbaustruktur eingeführt und bis 1910 wurden allmählich 58 Etagen von je 12 Meter Höhe angelegt.

Die Verhüttung der Erze erfolgte mittels Holzkohlenhochöfen und fand in Eisenerz selbst, größtenteils aber südlich des 1.238 Meter hohen Präbichl-Passes in Vordernberg statt. Von dort kam das Roheisen zur Weiterverarbeitung zu diversen anderen Betriebsstätten in der Steiermark. Das Erz wurde mit Fuhrwerken über den Präbichl nach Vordernberg geschafft. Ab 1835 wurde mit dem Bau von primitiven Schienenbahnen, kombiniert mit Erzrutschen und Schrägaufzügen der Transport erleichtert.

1875 nahm man die Stichbahn von Hieflau (Ennstalstrecke) nach Eisenerz in Betrieb. Von den Erzaufbereitungsanlagen in Krumpental wurde eine schmalspurige (900 mm) Förderbahn zum Bahnhof Eisenerz gebaut, um den Abtransport des Erzes auch in nördliche Landesteile zu ermöglichen.

Zwischen 1888 und 1891 baute man eine normalspurige Zahnradbahn vom bisherigen Endbahnhof Eisenerz (692 m) der Flügelbahn Hieflau-Eisenerz über den Erzberg und Präbichl-Pass (1204 m) zum bisherigen Endbahnhof Vordernberg (768 m) der Strecke von Leoben her. Die etwa 19 Kilometer lange Zahnradbahn vereinfachte den Erztransport in südliche Richtung über den Präbichl wesentlich und gleichzeitig mit der Fertigstellung der Strecke wurde im Hüttenwerk Leoben-Donawitz der ÖAMG ein moderner Kokshochofen zur Versorgung des SM-Stahlwerkes mit Roheisen angeblasen. Die Erzzüge für Donawitz wurden direkt am Erzberg, bei der gleichnamigen Station in 1.070 Meter Seehöhe verladen.

1901 und 1913 wurden einige Kilometer talauswärts von Eisenerz, in Münichtal je ein Kokshochofen in Betrieb genommen und die Erzförderbahn vom Bahnhof Eisenerz bis zur Hochofenanlage verlängert.

Um die Jahrhundertwende bestand am Erzberg und Umgebung ein Schmalspur-Gleisnetz von circa 200 Kilometer. Ab 1910 kamen die ersten Dampfbagger im Förderbetrieb zum Einsatz.

Eine weitere Produktionssteigerung trat durch den Erzbedarf der Stahlindustrie während des Ersten Weltkrieges ein. Zur Bewältigung der von der Kriegsindustrie geforderten Mengen wurden auch damals schon einige Tausend russische Kriegsgefangene eingesetzt.

Mit Kriegsende und Zerfall der Donaumonarchie ging die Nachfrage nach Eisenerz schlagartig zurück und in den folgenden Jahren führte die Weltwirtschaftskrise zu weiteren Absatzproblemen. Es folgte ein mehrmaliger Besitzwechsel des Aktienpaketes der ÖAMG, von einer österreichischen Großbank zur Republik Österreich, dann Verkauf des Staatsanteiles an die italienische Fiat-Castiglioni-Gruppe und von dieser über den Stinnes-Konzern schließlich zu den Düsseldorfer Vereinigten Stahlwerken.

Durch diese Transaktion wurde die ÖAMG mit dem Erzberg schon lange vor dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich de facto in den deutschen Vierjahresplan für Wirtschaft und Rüstung (Verantwortlicher war Hermann Göring) miteinbezogen. Der Roherzabbau stieg von 0,7 Millionen Tonnen im Jahre 1935 auf 1,02 Millionen Tonnen im Jahre 1936. Im Hintergrund wurden schon Pläne betreffend Übernahme der ÖAMG in die Reichswerke Hermann Göring (RHG) geschmiedet und die Planungen des Hüttenwerkes Linz auf die Erzversorgung aus Eisenerz ausgerichtet.

1938 bis 1945:

Nach der Besetzung Österreichs und Angliederung ans Deutsche Reich im März 1938 begannen sofort die Verhandlungen mit den Vereinigten Stahlwerken und ab 1. Oktober 1938 kam die ÖAMG zur Firmengruppe der RHG.

Zur Verringerung der Abhängigkeit des Deutschen Reiches vom Ausland bei der Versorgung von Eisenerz waren am Erzberg umfangreiche Investitionen an Anlagen und Geräten notwendig.

Eine wesentliche Rationalisierung brachte die Umstellung der bisherigen 12 Meter hohen Abbauetagen auf Stufen mit 24 Meter Höhe. Für die Belieferung der Hütte Linz wurde am Bahnhof Eisenerz eine neue Erzverladeanlage errichtet. Für die Erzbergbahn beschaffte die Reichsbahn zwei neue Zahnraddampflokomotiven bei der Lofag in Wien-Floridsdorf. Die beiden Lokomotiven mit der DR-Reihenbezeichnung 97.401 und 402 (ÖBB 297.401 und 402) waren die stärksten Zahnradloks der Welt und erforderlich, um den gestiegenen Erzbedarf der Hütte Donawitz über den Präbichl zu transportieren.

Die Produktionssteigerung erforderte auch einen vermehrten Einsatz an Arbeitskräften. So kamen bis zu 5.000 Zwangsarbeiter, 2.000 Kriegsgefangene und von 1943 bis Kriegsende auch 400 - 500 KZ-Häftlinge zum Einsatz.

Der Höhepunkt an Förderleistung wurde 1943 mit 2,75 Millionen Tonnen Roherz für die Hüttenwerke in Linz, Donawitz und die beiden Hochöfen in Eisenerz erreicht.

Die Erzverladeanlage in den 1970er Jahren
Die Erzverladeanlage in den 1970er Jahren
Eine der beiden BR 97 Lokomotiven als Denkmal
Eine der beiden BR 97-Lokomotiven als Denkmal

Weitere Entwicklung nach 1945:

Nach Kriegsende 1945 kam der Betrieb fast vollständig zum Erliegen. Kurzfristig besetzten Sowjettruppen den Raum Eisenerz und führten an den Bergbaueinrichtungen umfangreiche Demontagen durch. Nach Festlegung der Besatzungszonen durch die Alliierten bekamen die Briten die Steiermark und Kärnten zugesprochen und die Sowjets zogen wieder ab. 1946 lief der Betrieb wieder an und die Anlagen und Gerätschaften wurden laufend modernisiert.

1973 folgte der Zusammenschluss von ÖAMG mit den "Vereinigten Österreichischen Eisen- und Stahlwerken" (VÖEST) zur "Voest Alpine Montan AG". Am Erzberg wurde der gleislose Förderbetrieb eingeführt und der Grubenbetrieb geschlossen. Der Erztransport auf der Erzbergbahn über den Präbichl wurde ebenfalls eingestellt, die Strecke ist heute nur mehr Museumsbahn. Die Erzverladeanlage am Bahnhof Eisenerz wurde demontiert und in Krumpental eine moderne Bahnverladestation für die Erzzüge nach Linz und Donawitz errichtet. Heute prägen Großhydraulikbagger und Schwerlastkraftwagen das Bild.

Infos zu Besichtigungen (extern)

Quellen und weitere Informationen:

  • Bleiweis Wolfgang, Die Zahnradbahn Eisenerz–Vordernberg (Hamburg 1981)
  • Heitzmann Wolfgang, Die Eisenstraße. Landschaft und Geschichte, Alltag und Freizeit (Linz 1987)
  • Roth Paul W. (Hg.), Erz und Eisen in der Grünen Mark. Erz und Eisen in der Grünen Mark, Beiträge zum steirischen Eisenwesen (Eisenerz 1984)

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