Marinepeilhauptstelle Neusiedl am See

Die deutsche Kriegsmarine besaß, wie das Heer und die Luftwaffe, eine Funkaufklärung, den sogenannten B(Beobachtungs)-Dienst. In allen Ecken des Reiches wurden hierfür feste Aufklärungsstellen errichtet.

Im Sommer 1940 wurde in Weiden am See, etwa zwei Kilometer südlich von Neusiedl, auf einem circa fünf Hektar großen Gelände mit dem Bau einer Empfangs- und Peilstelle begonnen. Am 01.07.1941 war die Anlage fertiggestellt und es wurde mit der Arbeit begonnen. Der (Tarn-)Name lautete "Marinenachrichtenoffizier (MNO) Südost - Marinefunkstelle Neusiedl am See" bzw. ab 1942 "Marinepeilhauptstelle (MPHS) Neusiedl".

Die Bauweise und technische Ausrüstung des Empfangsgebäudes glich denen der MPHS Soest und MPHS Langenargen/Bodensee. Das Empfangsgebäude war der einzige Steinbau. Das Personal war in Baracken untergebracht.
"Das Peilgerät war unterirdisch in einem kleinen Bunker untergebracht. Über der Erde standen nur vier Rohre (im Viereck aufgestellt), etwa acht Meter hoch. Der Peilwachgänger machte seinen Dienst also unter der Erde."

Verpflegungsmäßig war die Dienststelle dem Verpflegungsamt Bruck an der Leitha angeschlossen. Zwischen der Marine und der Bevölkerung soll ein sehr gutes Verhältnis geherrscht haben. Wahrscheinlich auch deshalb, weil der Chef des öfteren den umliegenden Bauern Soldaten zur Einbringung der Ernte zur Verfügung gestellt hat.

Die Dienststelle war mit der Erfassung und Peilung von Ausstrahlungen gegnerischer Marinestreitkräfte betraut. Auftrag war zunächst die Erfassung der Marine Russlands im Schwarzmeer, in der Ostsee und teilweise auch Sonderschaltungen im Nordmeer. Für die Peilung gab es zwei Peilnetze: Das Peilnetz Süd mit den Peilstellen der MPHS Neusiedl, der MPHS Langenargen/Bodensee und der MPHS Swinemünde/Ostsee, sowie das Peilnetz Ost mit den Peilstellen der MPHS Neusiedl, der MPHS Swinemünde und der MPHS Pillau.

Nach der Kapitulation Jugoslawiens und der Einnahme Griechenlands wurden neue Erfassungsstellen geplant. Hierfür wurde ein motorisierter Nachrichtenzug (mot I) speziell für die Funkaufklärung ausgerüstet und u.a. mit Personal aus Neusiedl aufgestockt, um geeignete Plätze für feste Erfassungs- und Peilstellen zu erkunden. Nachdem dies geschehen war, wurde weiteres Personal gebraucht. Auch hierfür stellte Neusiedl Personal ab. Dieser Aderlass ging an der Dienstelle nicht spurlos vorbei, sodass im November 1942 die Erfassung eingestellt und vorrangig Peildienst betrieben wurde. Die MPHS Neusiedl wurde zu einer MPNS (Marinepeilnebenstelle) zurückgestuft. Im April 1943 wurde auch die Peilstelle aufgegeben und es verlieb lediglich die Fernschreibstelle. Die Bewachung wurde von einer kleinen Abteilung Landesschützen sichergestellt.

Ab Oktober 1944, bis dahin war die Dienststelle Nachschub- und Ergänzungsstelle für die Fernmeldeaufklärungsstationen am Schwarzen Meer und in Griechenland, diente sie dem zurückflutenden Personal als Auffangstelle. Alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde auf Schiene verladen und in ein Arsenal nach Linz transportiert, wo die Einheit aufgelöst und das Personal auf die noch arbeitenden MPHS verteilt wurde.

Langwellenpeiler
©Sammlung nordfriese
Langwellenpeiler
Erfassungsgebäude mit Antennen und Kurzwellenpeiler
©Sammlung nordfriese
Erfassungsgebäude mit Antennen und Kurzwellenpeiler
Mast eines Langwellenpeilers, Arbeiter
©Sammlung nordfriese
Rechts im Bild der Mast eines Langwellenpeilers. Ganz links erkennt man einen Kurzwellenpeiler, dessen verwachsene Reste noch heute zu finden sind (siehe Bilder unten)

Heutiger Zustand:

Heute ist hier der Landesforstgarten untergebracht
©Thomas Keplinger, 2014
Heute ist hier der Landesforstgarten untergebracht
Heute ist hier der Landesforstgarten untergebracht
©Thomas Keplinger, 2014
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
©Thomas Keplinger, 2014
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
©Thomas Keplinger, 2014
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
©Thomas Keplinger, 2014
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
©Thomas Keplinger, 2014
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
©Thomas Keplinger, 2014
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
©Thomas Keplinger, 2014
Überreste der Antennen- und Abspannfundamente
©Thomas Keplinger, 2014

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