KZ Mauthausen-Außenlager Melk

Am 21. April 1944 wurde in der Pionierkaserne in Melk (Freiherr von Birago-Kaserne) mit der Errichtung eines Konzentrationslagers begonnen, das der Kommandantur des KZ Mauthausen unterstand. Bis zum März 1945 sollten hier 14.390 hauptsächlich jüdische Häftlinge eingeliefert werden. Davon fanden etwa 5.000 unter unvorstellbaren physischen und psychischen Bedingungen den Tod.

Das Krematorium des Konzentrationslagers
©Schmitzberger, 2001
Das Krematorium des Konzentrationslagers
Der Seziertisch
©Schmitzberger, 2005
Der "Seziertisch"
Der Leichen-Verbrennungsofen
©Schmitzberger, 2009
Der Leichen-Verbrennungsofen

Zweck des Lagers

Ursache für die Einrichtung eines Konzentrationslagers in Melk war der Bau der Stollenanlage "Quarz" in Roggendorf. Von Anfang an war für die Errichtung und später auch für den Betrieb von "Quarz" der Einsatz einer großen Zahl von KZ-Häftlingen geplant. Diese sollten nicht sofort umgebracht werden, sondern es sollte ihre Arbeitskraft noch genutzt werden - was für die Inhaftierten aber keinen Vorteil bedeutete. Auf den mörderischen Baustellen war der Tod eine fix einkalkulierte Tatsache.

Die Häftlinge wurden hauptsächlich in den Stollenanlagen, aber auch zur Errichtung verschiedener Barackensiedlungen in der Umgebung und der "Luftwaffen-Siedlung" in Loosdorf eingesetzt. Weitere Opfer mussten ihren Dienst in einem großen Sägewerk in Amstetten verrichten, das Pölzholz für die unterirdischen Anlagen herstellte.

Aufbau des Lagers

Die Melker Pionierkaserne wurde in zwei Bereiche unterteilt: Der Häftlingsbereich bestand aus Teilen der K.u.K.-Kaserne, sowie aus mehreren Holzbaracken und ab Herbst 1944 aus einem eigenen Krematorium. Der gesamte Häftlingsbereich wurde mit doppeltem Stacheldrahtzaun und einer Kette von Wachtürmen mit MG-Ständen umgeben. Dieser Bereich war in 18 "Blöcke" unterteilt. Weiters existierten Werkstätten, Entlausungsanlage, Krankenrevier, Schreibstube, usw.

Der SS- bzw. Luftwaffenbereich diente der Unterbringung der Wachmannschaften. Hierzu wurden wiederum Teile der alten Pionierkaserne verwendet, aber auch neue Steinbaracken errichtet. Diese befanden sich außerhalb der Kaserne, auf der anderen Seite der Straße. Weiters wurde in Loosdorf eine eigene Wohnsiedlung für die Wachmannschaften und ihre Familien errichtet.

Die US-Airforce und das KZ Melk

Am 8. Juli 1944 kam es zu einem beispiellosen Luftangriff der 15. US-Airforce auf das Konzentrationslager Melk, der für etwa 400 Häftlinge den Tod bedeutete. Bis heute ist nicht geklärt, ob es sich um ein furchtbares Missverständnis oder um Absicht handelte. Tatsächlich existieren hervorragende Aufklärungsfotos des Lagers vom 19. November 1944. Ob den Amerikanern erst zu diesem Zeitpunkt die tatsächliche Verwendung des Kasernengeländes klar wurde, wird wohl für immer ungeklärt bleiben.

Das Ende des Lagers

Durch das Heranrücken der Ostfront begann die SS Mitte März 1945 mit der Auflösung des Lagers. Ursprünglich stand auch eine Variante zur Diskussion, bei der alle Häftlinge in die Stollenanlage "Quarz" getrieben und diese dann gesprengt werden sollte. Obwohl die Sprengkammern schon vorbereitet waren, wurde dieser Plan nicht umgesetzt. Stattdessen gingen große Häftlingstransporte am 11. April nach Mauthausen (1500), am 13. April (4400) und 15. April (1500) nach Ebensee. Sämtliche nicht transportfähige Inhaftierte wurden im "KZ-Krankenrevier" von einm SS-Sanitäter durch Injektionen ermordet. Während wahrscheinlich die meisten der nach Mauthausen gebrachten Häftlinge in den dortigen Gaskammern umkamen, erlebten einige der Ebenseer Häftlinge die Befreiung durch die Amerikaner am 6. Mai 1945. Das Konzentrationslager Melk selbst wurde am 8. Mai 1945 völlig leerstehend von der Roten Armee erreicht.

Zustand heute

Der Großteil des einstigen Konzentrationslagers dient dem Österreichischen Bundesheer wieder als Pionierkaserne und ist daher nicht zugänglich. 1963 wurde das Krematorium des Lagers in eine Gedenkstätte umgewandelt und ist frei zu besichtigen. Beim "Kupferschmiedkreuz" (auf der anderen Seite der Autobahn) existiert noch die von Häftlingen erbaute Zisterne für das KZ. Die 1944 neu errichteten Steinbaracken der Wachmannschaften wurden zerstört und an ihrer Stelle Wohnblöcke errichtet.

Quellen und weitere Informationen:

  • Perz Bertrand, Das Projekt "Quarz" (Wien 1991)
  • Perz Bertrand, Konzentrationslager Melk (Wien 1992)
  • Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen, online unter Mauthausen Memorial (04.05.2015)
  • Deutschland – ein Denkmal, Verzeichnis der nationalsozialistischen Lager und Haftstätten 1933 bis 1945, online unter Deutschland - ein Denkmal (04.05.2015)

| Lager | Orte | Hauptmenü |