Wasserkraftwerk Großraming

Bereits in den Jahren 1925 - 1926 wurden Planungen für eine Kraftwerkskette am Ennsfluss erstellt welche aber wegen der einsetzenden Weltwirtschaftskrise nicht zur Ausführung kamen.

Mit der Besetzung Österreichs und dem damit verbundenen Anschluss ans Deutsche Reich 1938 bekamen diese Pläne durch die Rüstungsvorhaben im Raume Linz, Wels, Steyr und Sankt Valentin wieder oberste Priorität. Die Erweiterung bestehender Werke und der Aufbau neuer Großbetriebe erzeugte eine enorme Bedarfssteigerung an elektrischer Energie.

So begann man 1939 mit dem Bau der Staustufe Ternberg, 1941 mit den Stufen Staning und Mühlrading.

Nach Umplanung vorhandener Projekte ab 1940 war im Oktober 1942 Baubeginn für das Kraftwerk Großraming der "Kraftwerke Oberdonau AG" (KOA).

Gesamtansicht Kraftwerk Großraming
Gesamtansicht Kraftwerk Großraming

Die Staustufe Großraming liegt zwischen den Gemeinden Reichraming und Großraming bei Flußkilometer 64,4. Ein Kuriosum stellt die Umplanung dar. Bei der Firma Voith AG in Heidenheim lagerten zwei fast fertige Großturbinen und bei Siemens-Schuckert in Berlin die dazugehörigen Generatoren. Diese wurden vor dem Krieg von Uruguay für ein Kraftwerk am Rio Negro bestellt und gelangten wegen der politischen Situation nicht mehr zur Auslieferung. Nachdem die Fallhöhe von 24 Meter in Großraming in etwa der am Rio Negro entsprach, wurde entschieden, die fast fertigen Maschinen in das Ennskraftwerk einzubauen. So wurde das Stauwehr entsprechend den Dimensionen der vorhandenen Maschinensätze neu geplant. Die fertigen Turbinen- und Generatorkomponenten wurden wegen der Luftgefährdung im "Altreich" noch 1942 nach Großraming verlagert.

Ende 1942 begann auch der Aufbau eines Lagerkomplexes für die Bauarbeiter, wobei getrennte Bereiche für Zivil-, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingerichtet wurden. Anfang 1943 kam noch ein streng bewachtes Konzentrationslager dazu. Zeitweise waren auf der Großbaustelle bis zu 2.000 Arbeitskräfte eingesetzt, wobei der Höchststand an KZ-Häftlingen im Juli 1944 bei 1.013 Häftlingen lag, welche die schwersten Erd-, Fels- und Betonierarbeiten zu verrichten hatten. Dabei fanden über 200 Häftlinge, hauptsächlich in Folge von Krankheiten, ausgelöst durch Überbeanspruchung und mangelnde Ernährung, den Tod. Eine genaue Anzahl ist nicht bekannt.

Anfang 1943 erfolgten umfangreiche Erd- und Felsräumungsarbeiten, Bau einer Anschlussbahn zur Reichsbahn sowie die Verlegung von Feldbahngleisen zu den meisten Baustellenabschnitten. Im Fluss wurden Dämme zur Absicherung der zukünftigen Baugruben geschüttet, Baustraßen wurden angelegt und etliche Kilometer der Ennstalstraße bekamen eine neue Trasse. In der zweiten Jahreshälfte 1943 begann man mit dem Ausheben der Baugruben und der Errichtung einer doppelstöckigen Baubrücke über den Fluss.

Im Jänner 1944 wurde eine Kies- und Betonaufbereitungsanlage in Betrieb genommen und danach mit den Betonierarbeiten an den Wehrfundamenten begonnen. Ende August 1944 wurde eine kriegsbedingte Einschränkung der Bauarbeiten verfügt, bis dahin waren rund 20 Prozent der erforderlichen Bauleistungen fertiggestellt. Im Dezember 1944 wurde ein Großteil der Arbeiten eingestellt und die Arbeitskräfte auf andere Baustellen überstellt oder zur Wehrmacht eingezogen, gleichzeitig wurde das Konzentrationslager aufgelöst.

Am 8. Mai 1945 wurde die Kraftwerksbaustelle von der US-Army besetzt. In die Lagerbaracken quartierten sich amerikanische Truppen ein.

Detailansicht Kraftwerk Großraming
Detailansicht Kraftwerk Großraming

Anfang 1946 räumten die US-Truppen das Lager, es wurde von zivilen Bauarbeitern bezogen und die Arbeiten auf der Baustelle liefen wieder an, wobei der Höchststand an Arbeitskräften 2.200 Personen erreichte. Einen Teil der Arbeitskräfte stellten nun über Weisung der US-Besatzungsmacht sogenannte "belastete Nationalsozialisten" aus der Strafvollzugsanstalt Garsten bei Steyr, welche bis 1948 eingesetzt wurden.

Bis 1948 wurde die linke Wehrhälfte mit Maschinenhaus und danach bis 1950 die rechte Werksseite fertiggestellt. Die Betonsichtflächen der Wehrfelder und der beiden links und rechts davon angeordneten Maschinenhäuser erhielten auch noch die seinerzeit im NS-Baustil vorgesehene Granitsteinverkleidung. Ab April 1950 begann der Aufstau der Enns, danach wurden die Maschinensätze in Betrieb genommen und somit Strom ans Netz geliefert.

Technische Daten des Laufkraftwerkes Großraming:

Quellen und weitere Informationen:

  • Brunnthaler Adolf, Strom für den Führer. Der Bau der Ennskraftwerke und die KZ-Lager Ternberg, Großraming und Dipoldsau (Weitra 2000)
  • Marsalek Hans, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen (Wien 2006)
  • Slapnicka Harry, Oberösterreich als es "Oberdonau" hieß (Linz 1978)
  • Weihsmann Helmut, Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs (Wien 1998)
  • ENNSKRAFT AG (21.07.2015)

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