Fliegerhorst Wels - Decknamen "Wendepunkt" und "Wagenrad"

Der Exerzierplatz der Garnison Wels wurde mit Wirkung 15.11.1933 zur fallweisen Benützung als Hilfslandeplatz für die Fliegertruppe der Österreichischen Luftstreitkräfte bestimmt. Danach begannen die Planungen und Bauarbeiten für den Fliegerhorst und circa 1935 wurde mit der Belegung des Platzes begonnen. Bei der Besetzung Österreichs durch die Deutschen Truppen im März 1938 wurden von der Luftwaffe das Flugfeld, Werkstätten, Tanklager und fünf kleinere Hangars mit befestigtem Hallenvorfeld übernommen. Danach wurden drei große Flugzeughallen und ein Barackenlager für die Mannschaften errichtet.

Belegung

Am Platz wurde im Frühjahr 1938 ein "Kdo./Flughafenbereich Wels" (auch zuständig für den damals in Aufbau befindlichen Fliegerhorst Hörsching und Flugplatz Linz-Lustenau) mit der "Fl.H. Kdtr. Wels" eingerichtet. Nach Fertigstellung des Nachbarhorstes Hörsching übersiedelte das "Kdo./Flughafenbereich Wels" aus Platzgründen dorthin. Für Sicherungsaufgaben wurde die Landesschützenkompanie 3/XVII in Wels stationiert.
An fliegenden Verbänden lag 1938/39 die III./KG 158 am Platz und ab 1940 bis knapp vor Kriegsende im Mai 1945 hatte die Flugzeugführerschule FFS A/B 115 ihren Hauptsitz in Wels. Als Außenlande- und Arbeitsplätze dienten die Feldflugplätze Reichersberg-Münsteuer im Innviertel, Stögen bei Enns und Weiherhof (Bayern). Von Ende 1943 bis Mitte 1944 war die II./ZG 1 mit ihren Me 110 am Horst. Ende 1944 kam die III./KG 27 "Boelke" zur Umschulung auf die FW 190 nach Wels, I. und II./KG 27 wurden in Hörsching auf den Jäger Me 109 umgeschult und der Verband kam danach unter der Bezeichnung KG (J) 27 wieder zum Einsatz.

Die Flugzeug- und Metallbauwerke GmbH Wels, vormals Firma Hinterschweiger, benützte Hallen am Flugplatz zur Montage von aus dem Werk im Stadtgebiet (Lichtenegg) angelieferten Flugzeugkomponenten und zur Reparatur von Maschinen des Typs Ju 87 und Bf 109.

Als Verlagerungsbetrieb kommt ab Oktober 1942 ein Teil des Reparaturwerkes von "Weserflug Bremen" ebenfalls am Fliegerhorst Wels zur Ansiedlung.

Kriegsende

In den letzten Kriegsmonaten 1945 griffen die verschiedensten Einsatzeinheiten nach Rückverlegungen von frontnahen Plätzen von Wels aus in die Kämpfe gegen die aus Osten heranrückenden Sowjettruppen und im Westen gegen die US-Verbände ein. So Teile der II./SG 10, IV.(Pz)/SG 9, 13. und 14.(Pz)/SG 9, teilweise ausgestattet mit Hs 129. Die FFS 115 verlegte Ende April 1945 auf den Ausweichplatz Reichersberg-Münsteuer. Der Horst war wegen der Nähe zum Rangierbahnhof Wels mehrmaligen schweren Bomben- und laufenden Tieffliegerangriffen ausgesetzt. Am 4. Mai 1945 besetzten Einheiten der 71. US-Infantrie-Division die Stadt und den Fliegerhorst Wels.

1945 bis heute

Das Flugplatzgelände wurde von der US Air Force und Army belegt und nach Abzug der Besatzungsmacht 1955 nicht mehr für den militärischen Flugbetrieb genützt. Das Flugfeld wurde in einen zivilen und einen militärischen Bereich geteilt. Der Platz erhielt eine von der zivilen Luftfahrt genützte befestigte Start- und Landebahn. Der Bundesheerteil wird von Panzereinheiten belegt. Von den Bauten des ehemaligen Fliegerhorstes sind noch zwei große Hangars vorhanden, von denen ebenfalls einer von der öffentlichen Luftfahrt genützt wird und der Zweite zur Unterbringung von Panzerfahrzeugen dient.

Quellen und weitere Informationen:

  • Hainzl Wolfgang, Die Luftstreitkräfte Österreichs 1955 bis heute (Graz 2000)
  • Pitsch Erwin, Die Fliegerhorste des Bundesheeres. In Krieg und Frieden (Wien 1982)
  • Rauchensteiner Manfried, Der Krieg in Österreich 1945 (Wien 1984)
  • Slapnicka Harry, Oberösterreich als es "Oberdonau" hieß (Linz 1978)
  • Tuider Othmar, Die Luftwaffe in Österreich 1938 - 1945 (Militärhistorische Schriftenreihe 54, Wien 1985)
  • Ulrich Johann, Der Luftkrieg über Österreich 1939 - 1945 (Militärhistorische Schriftenreihe 5/6, Wien 1967)

| Flugplätze | Orte | Decknamen | Hauptmenü |