Deckname "Steinkauz" - Katschbergtunnel

Mit dem Anschluss Österreichs 1938 an das Dritte Reich begann sofort die Planung für den Weiterbau der deutschen Reichsautobahnen (RAB) durch Österreich (1). Eine der geplanten Routen sollte Salzburg-Stadt mit Klagenfurt verbinden und wurde damit zum Vorläufer der heutigen A10-Tauernautobahn.

Obwohl die Trasse in der Wahl der Täler mit der heutigen übereinstimmt, gibt es im Detail eine ganze Reihe von Unterschieden zwischen der RAB-Trasse und dem Bau der heutigen A10. Abweichungen bestehen z.B. in der Lage des Tauerntunnels, aber auch in der Lage des Tunnels durch den Katschberg (3).

In Kärnten erinnert nur noch eine Senke im Hang an die einstige RAB-Baustelle
©Schmitzberger, 2007
In Kärnten erinnert nur noch eine Senke im Hang an die einstige RAB-Baustelle
Im Lungau kann man bei Schellgaden...
©Schmitzberger, 2007
Im Lungau kann man bei Schellgaden...
...noch den Felseinschnitt finden, aus dem noch heute Grubenwasser des Sondierstollens 
							ausfließt.
©Schmitzberger, 2007
...noch den Felseinschnitt finden, aus dem noch heute Grubenwasser des Sondierstollens ausfließt.

Der sogenannte Katschbergtunnel wurde bereits kurz nach dem Anschluss von Kärnten und Salzburg aus begonnen und sollte etwa zwei Kilometer weiter westlich als heute entstehen. Man begann mit Sohl- und Firststollen, die eine Gesamtlänge von 2.400 Metern (3) bei einer Breite von circa zwei Metern erreichten. 1942 mussten die beiden Baustellen jedoch kriegsbedingt eingestellt werden (3).

Als der alliierte Bomberkrieg 1943/44 zu zahlreichen Betriebsverlagerungen unter die Erde führte, tauchte auch die Katschbergtunnel-Baustelle in diversen Untersuchungen wieder auf. In einer geheimen Liste des Rüstungsamtes vom 4. September 1944 wurde der Richtstollen für die Flugzeugwerke Eger reserviert, die auf den vorhandenen 4.400 m² eine Tragflächenfertigung für Me 262-Düsenjäger unterbringen sollten (2). Zwar wurde bereits Ende 1944 festgestellt, dass die Richtstollen für eine unterirdische Fertigung ungeeignet waren (2), doch noch im Jänner 1945 taucht der Katschbergtunnel unter dem Decknamen "Steinkauz" in einer Liste des Amt Bau-OT auf (2). Es ist somit unklar, ob eine unterirische Fertigung zustande kam oder ob dies nur noch Realitätsverweigerung war.

Mit dem Kriegsende kam auch für den ersten Katschbergtunnel das endgültige Aus. Die Sondierstollen verfielen und wurden schließlich verschlossen. Die spärlichen Reste der Baustellen kann man jedoch in Kärnten bei Gries und im Salzburger Lungau bei Schellgaden noch ausmachen.

Quellen und weitere Informationen:

  • Schütz Erhard, Gruber Eckhard, Mythos Reichsautobahn. Bau und Inszenierung der "Straßen des Führers" 1933-1941 (Berlin 1996)
  • Wichert Hans Walter, Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten, Ubootbunker, Ölanlagen, chemischer Anlagen und WIFO-Anlagen des zweiten Weltkrieges (2. Auflage, Marsberg 1999)
  • Brummer Walter, Beginn des Autobahnbaus in Österreich, http://members.a1.net/wabweb/frames/abaltaf.htm, Quelle nicht mehr online verfügbar (17.07.2015)

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